Ziel ist die Schaffung eines Nährbodens unterschiedlicher Nutzungen, der das Gebiet belebt und bereichert, damit das Porzi-Areal seinen ehemaligen Wert mit neuen Inhalten zurückerlangt. Geplant ist eine Entwicklung, die schrittweise, ausgewogen und nachhaltig aus dem Bestand heraus erfolgt.
Der Versorgungskern besteht aus einem starken Vertreter für Lebensmittel mit Gütern des täglichen Lebens sowie aus ergänzenden Angeboten von Nischenprodukten, welche die Grundbedürfnisse der Quartierbevölkerung abdecken. Das Lebensmittelangebot könnte von einer «Upcycling Mall» ergänzt werden, wo ausrangierte Produkte wiederaufbereitet und verkauft werden. Ein Bankomat sowie eine Postaufgabe/-abgabe vervollständigen die Versorgung mit den wichtigsten Dienstleistungen.
Es gilt der bisherigen DNA des Porzi-Areals Rechnung zu tragen und Werte wie Geschichte, Identität sowie erhaltenswerte Bausubstanzen zu schützen. Weiter positioniert sich das Areal durch eine Ausrichtung auf die Zykluswirtschaft. Im Gegensatz zur Ausschöpfung versteht die Wertschöpfung vorhandene Ressourcen so zu nutzen, dass ein nachhaltiger Kreislauf entsteht, der eine Regeneration der Ressourcen zulässt Der Wiederverwendung, der Aufwertung und der Rückführung von Materialien und Erzeugnissen wird entsprechend Aufmerksamkeit geschenkt.
Der möglichen Marktabsorption ist in jeder Phase des Nutzungstransfers hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Die Etappierung ist deshalb mehr mit einem kontinuierlich geführten Transformationsprozess zu vergleichen, der auf Nachfragesegmente reagieren kann und in jedem Zustand Qualitäten ausweist und Anreize zur Ansiedlung schafft. Die Bespielung des Areals ist längerfristig möglich und zielt nicht auf kurzfristige Gewinne ab. Weniger gewinnbringende Angebote dürfen neben gewinnbringenden Angeboten existieren.
Der öffentliche Raum fördert den Kontakt und schafft Erlebnisräume sowie Erholungsräume, die zum Verweilen einladen. Das Porzi-Areal ist rund um die Uhr sicher und belebt: Bewohner erhalten die Möglichkeit sich vor Ort zu versorgen, kulturelle Angebote zu nutzen und sich aufzuhalten.
Lebensentwürfe sind vielfältig. Die Wohnformen sind so zu wählen, dass sich Bewohner unterschiedlichen Alters und Stellung niederlassen können. Die Wohnformen sind anhand moderner Trends des Zusammenlebens zu wählen.
Die Bildung eines Ökosystems mit Clusterbildung stärkt die Gemeinschaft und fördert die Überlebensfähigkeit der zukünftigen Nutzungen. Ein Teil der bestehenden Nutzer soll zusammen mit neuen Nutzern integrativ angesiedelt werden. Moderne, kreative Arbeitsformen können dem Areal helfen die Attraktivität für neue Gewerbe zu steigern. Die Ansiedlung von Kreativwirtschaft soll im Kontext der ortsansässigen Hightech-Industrie geprüft werden.
Ein spezifisches Bildungsangebot würde die Standortqualität bereichern und das Subzentrum stärken. Bestehende Räumlichkeiten eignen sich besonders um Identität zu schaffen und dem Ort für die Zentrumswahrnehmung wichtige Strahlkraft zu verleihen (beispielsweise mittels Kulturanlässen). Unter anderem soll ein Tanzschwerpunkt gebildet werden.
Herzstück des Verkehrs bildet die zu verschiebende BLS Station «Langenthal Süd» sowie die neu zu erstellende Busstation «Porzi-Areal», welche durch eine direkte Achse miteinanderverbunden sind. Das gesamte Areal soll zudem für Velos und Anlieferungen freigegeben werden. Die Massnahmen fördern die Vernetzung mit dem Zentrum von Langenthal und darüber hinaus mit der Region rund um Langenthal.
Das Porzi-Areal wird im Hinblick auf Megatrends entwickelt. Als Megatrends gelten Zukunftsprognosen, die mindestens 10 bis 15 Jahre Gültigkeit bewahren. Megatrends sind beispielsweise die Digitalisierung (Algorithmisierung und Automatisierung), die Individualisierung, Gesundheit und der Klimawandel. Gegentrends wie die Rückbesinnung auf traditionelle Werte, auf Handarbeit, Nischenprodukte, regionale Produkte können insbesondere in den Clustern Handwerk und Kleingewerbe berücksichtigt werden.
Am 4. Juli 1906 erfolgt die Gründung der Porzellanfabrik Langenthal AG mit Sitz in Langenthal – als einzige ihrer Art in der Schweiz.
Erstmaliges Porzellanbrennen in den zwei neu erbauten Öfen, kurz darauf werden zwei weitere errichtet. Bereits wenige Jahre nach der Gründung beschäftigt die Porzellanfabrik gut 150 Arbeitskräfte aus vielen verschiedenen Nationen.
Bedingt durch den Einzug der Männer in den Militärdienst, resultiert ein starker Personalmangel, was eine komplette Stilllegung der Produktion nach sich zieht. Der Betrieb kann nach einigen Monaten nur stark reduziert wieder aufgenommen werden.
Nach dem ersten Weltkrieg beschleunigt sich die gesamte Schweizer Wirtschaft rasch. Folglich wächst auch die Porzellanfabrik Langenthal – als Unternehmen und in ihren Bauten. Die schweizerische Porzellanqualität geniesst internationale Anerkennung.
Das Unternehmen feiert eine Weltpremiere! Die Installation des weltweit ersten Elektrotunnelofens in Langenthal ermöglicht das Brennen von Hartporzellan und bedeutet zugleich Unabhängigkeit von der ausländischen Kohle.
Nach dem Krieg wird ein Mehrjahresbauprogramm aufgenommen, welches u. a. darin besteht, mechanische Massenproduktion zu betreiben und den dritten Elektrotunnelofen einzubauen. Es folgen 20 bis 30 Jahre konstanter Erfolge.
Das Unternehmen wächst und wächst. In dieser Phase arbeiten teilweise 1200 Mitarbeitende für die Porzellanfabrik Langenthal.
Die Langenthaler Porzi feiert ihr 75-jähriges Jubiläum und beschäftigt zu diesem Zeitpunkt 530 Angestellte.
Das Unternehmen wird Teil der Keramik Holding AG, Laufen. Danach folgt eine ständige Verringerung des Personalbestandes und grösstenteils Einstellung der Elektroporzellanproduktion.
Langenthal wird als Produktionsstandort der traditionsreichen Porzellanfabrik Langenthal AG geschlossen und die Produktion nach Tschechien verlegt. Das Unternehmen wird zum reinen Handelsbetrieb und beschäftigt auf Platz bis heute noch ca. 20 Mitarbeitende.
Die einstigen, leeren Produktionsräume bieten Firmen, Handwerksbetrieben, Kunstschaffenden und Vereinen Platz.
Im Herbst 2016 schliessen sich verschiedene Mieter, potenzielle Mieter und Interessierte zum Verein PorziAreal zusammen.
Nach jahrelanger Ungewissheit bezüglich der Besitzerverhältnisse des Porzi-Areals wird die in Langenthal ansässige Ducksch Anliker Gruppe grösste Grundeigentümerin, inklusive des Kernareals, auf dem der Hauptteil der ehemaligen Fabrikbauten steht.
Als Grundlage für die politischen Prozesse und die weiteren Schritte (planungsrechtliche Grundlagen) gibt die Stadt Langenthal eine Testplanung in Auftrag.
Im Januar wird die Stadt Langenthal mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet. Hervorgehoben werden insbesondere der Stolz auf das industrielle Erbe, gute Planung und die Bereitschaft zum Dialog, welcher sich nicht zuletzt auf das Testplanungsverfahrens für die Entwicklung des Porzi-Areals bezieht.
Während mehreren Monaten beschäftigt sich die Ducksch Anliker Gruppe als Areal-Eigentümerin gemeinsam mit der Verwaltung intensiv mit Aufräumarbeiten, der Bereinigung von Miet- und Untermietverhältnissen und der Erstellung eines Vermietungskonzepts zur Belebung der leerstehenden Flächen sowie ersten Renovationsarbeiten.
Nach den Aufräum-, Vorbereitungs- und ersten Renovationsarbeiten steht heute auf dem Porzi-Areal eine vermietbare Fläche von rund 28'000 m2 zur Verfügung. Als Pionierin zieht die Ducksch Anliker Gruppe als erste Grossmieterin mit mehr als 50 Arbeitsplätzen auf das Porzi-Areal; weitere Nutzer*innen werden folgen…
Der bald schon am besten sichtbare Kern der Veränderung soll die Durchlässigkeit des Areals sein. Das bereits heute zuerst sichtbare Gebäude, welches der Porzellanfabrik als Verkaufsladen dient, soll auf seinen Längsseiten geöffnet werden und quasi als überdachte Durchquerung des Areals dienen. Auf der einen Seite soll es einen offenen Zugang zur Ofenhalle geben, welche dereinst sogar als Eventlokal für Veranstaltungen jeglicher Art dienen könnte (in Abklärung). Zeitgleich möchte die BLS den Bahnhof Süd umbauen, dabei dürfte dieser vermehrt ins Areal-Zentrum rücken.
Das Resultat der Testplanung zeigt auf, wie das Areal in 40 Jahren aussehen könnte und demonstriert das Potenzial von Mehrwert für Langenthal – sei es kulturell, in Form von Arbeitsplätzen oder in der Wahrung der grossen historischen Bedeutung des Areals. Ob es so kommen wird, kann heute nicht abgeschätzt werden.
Trends und Bedürfnisse verändern sich, Langenthal wird sich weiterentwickeln. Wie das Subzentrum aber grundsätzlich aussehen soll, steht fest. Das Porzi-Areal wird seine Einzigartigkeit behalten. Es entwickelt sich weiter für die nächsten Generationen – zu einem lebendigen und vielfältigen Quartier – zu einem geschlossenen Ökosystem – wo dereinst alles möglich ist: Arbeiten, Einkaufen, Wohnen – und – Geniessen.
Mit dem Bau der Geschäftsräumlichkeiten und Fabrikationshallen wurde der bekannte Langenthaler Architekt Hector Egger beauftragt. Entsprechend dem Wachstum der Firma wurde auch das Porzi-Areal während 60 Jahren bis 1968 stets weiterentwickelt. Das Porzi-Areal ist heute ein wichtiger Zeuge der Industrialisierung des 20. Jahrhunderts. Auch aus architektonischer Sicht ist die Überbauung bedeutungsvoll; mehrere Gebäude sind als schützens- und erhaltenswert eingestuft.