Die Gartenoper sorgt für Begeisterung in der Ofenhalle
Bereits über einen Monat ist vergangen, seit «Die verkaufte Braut» ein letztes Mal dem Publikum vorgeführt worden ist. Die Veranstaltungsreihe der Gartenoper Langenthal fand dieses Jahr erstmals in der Ofenhalle auf dem Porzi-Areal statt und markierte gleichzeitig den Startschuss der voranstehenden zweijährigen Testnutzungsphase des historisch geprägten Gebäudes.
Nicht nur die Location war neu, auch der Vorstand wurde auf die diesjährige Austragung nahezu vollständig neu zusammengesetzt. Mit Peter Siegrist hat ein in der Region bekanntes Gesicht das Zepter übernommen. Siegrist war bisher ein Laie, was Opern angeht und lediglich Besucher der vergangenen Durchführungen, und sicherlich war es auch keine einfache Aufgabe, den bisherigen namhaften Vorstand rund um Beat Wälchli zu ersetzen. Doch Siegrists Ansatz war es, eine stabile Organisation aufzubauen, die richtigen Fachleute und Profis zu gewinnen und mit kurzen Wegen effizient zu arbeiten. Dies war schliesslich der Schlüssel zum erneuten Erfolg – insbesondere Roland Lanz, der im Vorstand für die Infrastruktur verantwortlich war und gleichzeitig beim Eigentümer der Ofenhalle, Ducksch Anliker, tätig ist, sei ein enorm wichtiges Bindeglied gewesen. Zudem haben über 80 Freiwillige dazu beigetragen, dass alles einwandfrei verlaufen ist – so wurden mit deren Unterstützung zeitweise bis zu 240 Leute pro Abend mit einem Abendessen versorgt.
Siegrist blickt auf eine «coole, aber auch stressige Zeit zurück». Je näher die Premiere gekommen sei, umso mehr sei bei allen die Anspannung gestiegen. Nachdem die erste Aufführung erfolgreich über die Bühne gegangen war, seien alle erleichtert gewesen – in der Folge habe sich ein toller Groove im Ensemble entwickelt, man sei zu einem richtigen Team zusammengewachsen. Bis zum Schluss habe jede und jeder einzelne Vollgas gegeben – bei jeder weiteren Aufführung sei gar schneller und virtuoser gespielt worden, so dass die Stimmbänder mancher teilweise an ihren Anschlag gekommen seien. So positiv wie die Stimmung bei den Artistinnen und Artisten war, so war dies auch der Fall unter den Besuchenden. Siegrist spricht von einer «hammermässigen Resonanz» - nachdem im Vorfeld der Aufführungen einige skeptische Stimmen zu ihm gelangt sind, kamen im Nachhinein fast durchwegs positive Rückmeldungen zurück. Die Leute zeigen sich von der Oper und der Location begeistert. Auch Profikritiker waren vor Ort und loben: Mit dieser Qualität und der Inszenierung in der Ofenhalle sei «der Zahn der Zeit» getroffen worden.
Auf die Frage, ob es der richtige Entscheid war, die Oper in die Ofenhalle zu verlegen, bestätigt Siegrist dies ohne Zweifel. Einerseits sei die Wetterunabhängigkeit organisatorisch ein grosses Plus – wäre wie bisher unter freiem Himmel gespielt worden, hätten acht von zehn Aufführungen kurzfristig ins Stadttheater verlegt werden müssen. Andererseits sei die Akustik in der Halle merkbar besser, denn draussen seien die Töne in der Umgebung verpufft. Zwar war die Akustik auch in der Ofenhalle anspruchsvoll und bescherte dem Dirigenten anfangs einige Momente der Verzweiflung. Doch mit ein bisschen Tüfteln, der Installation von Stoffmoltons an den Wänden und Decken und der Abstimmung der Solisten, des Orchesters und des Chors auf die Gegebenheiten konnte die Schallreflexion behoben werden. So konnte musikalisch ein sehr hochstehendes Niveau mit einem unglaublichen Volumen auf allen Zuschauerrängen erreicht werden.
Als Nachteil der Halle nennt Siegrist die fehlende Durchlüftung, die durch die warmen Temperaturen und die vielen Leute zu stickiger Luft in den oberen Rängen geführt hat. Ebenfalls sei die ÖV-Anbindung zu später Stunde in die grösseren Schweizer Städte nicht mehr gewährleistet, wodurch man ein gewisses Publikum verloren habe.
Nicht zuletzt interessieren auch die erreichten Zahlen. Über alle Aufführungen hinweg konnten 85% aller Plätze besetzt werden, zwei Drittel davon konnten verkauft werden und der Rest sind Sponsorentickets. Zwar hat man mehr Tickets verkauft als in den Vorjahren, doch aufgrund von Mindereinnahmen im Sponsoring hängt man etwas hinter den budgetierten Einnahmen.
Entsprechend kritisch blickt Peter Sigrist in die Zukunft. Eine Produktion in dieser Professionalität und Grösse sei nicht mehr finanzierbar. Einerseits habe man gemerkt, dass die Sponsorensuche schwieriger wird, andererseits sei das Potential in der Region ziemlich ausgeschöpft – die Leute, die in die Oper wollen und bereit sind, etwas dafür zu bezahlen, habe man mit der erfolgreichen Marketingkampagne erreichen können. Sollte die Gartenoper erneut ausgetragen werden, müsste das Format angepasst werden, wobei Fragen vom Grad der Professionalität und der Grösse des Publikums wie auch der Rhythmus der Austragungen diskutiert werden müssten. Als Standort sieht Siegrist aber die Ofenhalle auch in Zukunft als optimal.
Insgesamt war die Gartenoper ein absoluter Erfolg und hat ein positives Licht auf die Ofenhalle als Veranstaltungsort abgeworfen - wie es in Zukunft weiter geht, wird sich zeigen. In den kommenden zwei Jahren wird die Ofenhalle weiter genutzt - ob für Events, Ausstellungen oder Pop-ups - das Porzi-Areal soll belebt werden. Die Kommunikation zur Zwischennutzung der Ofenhalle wird in kommender Zeit folgen.
